Im heutigen Produkttest beziehe ich mich auf:
"Ein ausgewogener Blickwinkel, schönes Bokeh und knackige Schärfe -
das sind die Vorteile des Sigma 35 mm 1.4 ART." (Markus Thoma)
Seit geraumer Zeit, hatte ich mir das Sigma 35 mm f/1,4 zur Erweiterung meines Objektiv-Fuhrparks ins Auge gefasst. Hauptsächlich um mein Portfolio in der Peoplephotography zu erweitern. Satte 750,- € sollte man für diese Linse bereit sein auszugeben. Während meiner Recherche in diesem Brennweitenbereich von 35 mm bin ich lediglich noch auf das Canon 35 mm 1:2 IS USM aufmerksam geworden, da der im Blendenbereich vergleichbare Vertreter von Canon, das Canon 35 mm 1:1,4 L USM, noch einmal preislich 400,- € über dem Sigma- Objektiv lag. Somit war die Objektivwahl relativ schnell entschieden.
Im Rahmen meiner Produktrecherchen, fiel mir immer mehr auf, das viele Endnutzer mit dem Problem eines sogenannten Front- oder Backfokus zu kämpfen hatten. Das bedeutet, dass bei einer offenblendigen Aufnahme der Fokus entweder vor oder hinter der eigentlichen Fokusebene liegt. Eigentlich sollte man von einem Objektiv dieser Preisklasse einen treffsicheren Autofokus verlangen.
SIGMA stellt drei Möglichkeiten zur Anpassung zur Verfügung:
- Objektiv & Kamera zu SIGMA einschicken (Dauer bis zu mehreren Wochen)
- Individualisierung durch SIGMA USB Dock (nicht im Lieferumfang des Objektivs enthalten)
- Interne Anpassung des Autofokus (kameraspezifisch)
Da gibt man für ein Objektiv satte 750 € aus und muss dann noch ein zusätzliches Modul kaufen, um es für seine Bedürfnisse anzupassen. Betrachtet man aber die ganze Sache aus Richtung der
Individualität für den Fotografen/Künstler, klingt das fast schon wieder vertretbar.
Da nicht alle Objektive mit diesem "Problem" zu kämpfen hatten, lies ich mich darauf ein und besorgte mir das Objektiv. Die ersten Bilder saßen treffsicher. In einer ruhigen Minute probierte ich
alle möglichen Objekte zu fokussieren und zu schauen, ob ich ein TOP oder FLOP erwischt hatte. Zuhause in der Auswertung, wurde schnell ein weiteres Problem klar, da es keine richtige
Versuchsreihe war, stellte sich schnell heraus, dass eine gleichbleibende Fokusreferenz fehlte. Die nächste Suche begann, und ich fand die ersten Informationen. Es wurde nach einer Möglichkeit
gesucht, den Fokus zu fordern, indem man gleichzeitig eine mögliche Verschiebung vor oder hinter die Fokusebene ablesen konnte. Mit ein bisschen Bastelarbeit, kann man sich diese kleine Hilfe
zusammenbauen und für Versuchsreihen nutzen.
In den ersten Messungen zeigte sich bei mir im bei Blende f1,4 ein minimaler Backfokus. Für manche vielleicht akzeptabel, für mich aber leider nicht. Dies ist aus dem linken Bild zu
entnehmen.
Aufgrund dieser ersten Testreihen bestellte ich mir dann schließlich noch den USB Dock für meine Canon Kamera. Amazontypisch war die Lieferung am nächsten Tag da.
DER MESSAUFBAU
Im folgenden wird der Testaufbau beschrieben. Die Kamera wird in Waage auf ein Stativ montiert und die Blende auf f/1,4 gestellt, da hier der geringste Blendebereich in der Schärfentiefe scharf
dargestellt wird. Daraus werden die IST-Abweichungen am deutlichsten ersichtlich. Im Abstand von x [m] wird der Fokusdetektor parallel zum Spiegel platziert. Das Fokusrad am Objektiv wird nach
Zufallsprinzip manuell verstellt, damit sich jedes Mal der Autofokus ein "neues" Ziel finden muss. Im Rahmen der ersten Versuchsreihe erstellte ich mir eine Übersicht der Messergebnisse,
exemplarisch habe ich die erste Versuchsreihe (Werkszustand) in Tabelle 1 dargestellt. Zur genaueren Abschätzbarkeit und um Messungenauigkeiten zu minimieren, habe ich für jede
Entfernung fünf Testaufnahmen gemacht.
- Autofokus Detektor aufbauen, parallel zur Spiegelebene
- Stativ aufbauen
- Kamera waagerecht auf die Höhe des Vogels bringen
- Fokusring per Hand auf unendlich drehen
- per Autofokus auf den Vogel fokussieren
- Foto machen
- auf 100% Zoom kontrollieren
Jetzt muss der Strich bei der NULL komplett scharf sein und die Schärfeebenen nach vorn und hinten gleichmäßig abfallen. Liegt der Fokus nun auf den Strichen ein paar Millimeter weiter vorn, hast du einen Frontfokus. Auf dem Beispielbild siehst du, dass +3 schärfer ist, als die -3. Das bedeutet, dass ein Backfokus vorliegt. Nun haben wir die Fokusart beispielhaft bestimmt.
DIE ERGEBNISSE
Aus der Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass folgende Fokusarten bei den einzelnen Entfernungen vorlagen:
- 0,3 m --> Backfokus
- 0,4 m --> Backfokus
- 0,6 m --> Neutral
- 3,0 m --> Neutral
DIE AUFBEREITUNG
Nach der Installation der Software Sigma Optimization Pro prüft diese bei jedem Programmstart nach Aktualisierungen für das Programm und für das angeschlossene Objektiv. Das Objektiv wird mittels USB Kabel und
des SIGMA USB Docks an den Computer angeschlossen
Im Reiter Individualisierung kann man unter Fokus-Einstellung die Fokusposition des Autofokus einstellen.
Im Bereich Individualisierung kommt man
in den rechts dargestellten Bereich. Aus diesem habe ich mir die verschiedenen Fokusierentfernungen x [m] genommen.
DAS EINSTELLEN DER FOKUS-EINSTELLUNG
Das ermitteln der optimalen Fokusposition ist eine kleine Herausforderung. Immer wieder muss man durch weitere Testreihen prüfen, ob man in der zuvor gewählten
Anpassung der Fokus-Einstellung die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Ein kleiner Test zum Evaluieren der Testergebnisse ist der Vergleich von Phasenfokus (Sucher) zu Kontrastfokus
(LiveView). Erst wenn diese keinen spürbaren Verdrehunterschied zeigen, ist das Objektiv richtig an die Kamera angepasst. Ansonsten muss man durch eine Optimierungsschleife die passenden Werte
solange heraussuchen, bis dies der Fall ist. Falls man sich mal vertan haben sollte und sich das Objektiv komplett verstellt hat, gibt es den Punkt in Werkseinstellung zurücksetzen. Ich
muss zugeben, dass aufgrund der fehlenden Einheiten und Werte eine genaue Kalibrierung der Fokus-Einstellung sehr zeitintensiv ist. Eine komplette Einstellung für diese vier Entfernungen benötigt
bis zu zwei Stunden. Ob dann ein Objektiv der Sportserie mit mehreren Brennweitenbereichen viermal solange dauert, will ich nicht hoffen.
Nach etwas Mühe und zeitaufwendiger Anpassung der Fokus-Einstellungen, habe ich das Objektiv letztendlich noch angepasst bekommen.
MEINE BEWERTUNG
Ich bin mit der Bildqualität, Abbildungsleistung und Schärfe von diesem Objektiv sehr zufrieden. Mit einer 35 mm Brennweite kann man sehr tolle vielseitige Aufnahmen machen. Natürlich ist es
nicht leicht nachzuvollziehen, dass man für weiteres Equipment noch Geld ausgeben muss. Dafür kann man sich aber innerhalb kürzester Zeit sein Onjektiv, den Wünschen und vorallem an die
Kamera anpassen.
Diese Bewertung zum SIGMA 35 mm f/1,4 DG HSM & dem SIGMA USB Dock sind aufgrund meiner Erfahrungen entstanden und wurden nicht durch Sigma Deutschland beeinflusst.
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